Wir erleben wesentliche Bestandteile eines Baumes mit unserem Tast- und Riechsinn![]() Studienseminar für das Lehramt für Sonderpädagogik 5. Unterrichtsbesuch Biologie 5. Unterrichtsbesuch Geistigbehindertenpädagogik 3. Unterrichtsbesuch Hauptseminar ![]()
Eingliederung der Unterrichtseinheit in die UnterrichtsreiheThema der Unterrichtsreihe: Mehrere Bäume sind noch kein Wald - Wir entdecken und erleben den Wald als Lebensraum für Pflanzen und Tiere und als Erholungsraum für uns! 1. Wir suchen den Wald 2. Wir betrachten und fotografieren Bäume im Wald 3. Wir sammeln „Baummaterial“ 4. Wir erleben wesentliche Bestandteile eines Baumes mit unserem Tast- und Riechsinn. Zur Ausgangssituation der Schüler/innenDie Familienklasse F2 setzt sich aus 13 Schüler/innen der Unter-, Mittel- u. Oberstufe zusammen, die sich durch starke Heterogenität im Leistungs- und Altersbereich auszeichnen. Seit September 2004 nehmen die Schüler/innen im gesamten Klassenverband am Biologieunterricht teil. Hatim wird seit dem 21.09.2004 als neuer Schüler in die bestehende Klassengemeinschaft integriert. Aufgrund der Schwere seiner Behinderung (s. Lernvoraussetzungen) hat Hatim oft längere Fehlzeiten, so dass die Möglichkeit besteht, dass er in der heutigen Stunde nicht anwesend ist. Das in dieser Einheit angewandte Stationsverfahren, bei dem die Schüler/innen in leistungsheterogenen Gruppen arbeiten, ist den Schüler/innen erst seit kurzem bekannt. Themenbegründung der UnterrichtsreiheDer Wald wird heute nur noch selten als naher Teil der persönlichen Umwelt von Kindern erlebt, unmittelbare Erfahrungen in diesem Lebensraum fehlen Kindern häufig (vgl. Kaiser 2003, 191). Entsprechend zeigten sich auch die Schüler/innen der F2 bei der gemeinsamen Themenfindung der Unterrichtsreihe sehr interessiert an o. g. Thema, da es aus vielfältigen Gründen für die Schüler/innen Lebensbedeutsamkeit hat:
Die große Fülle an „Naturmaterialien“ ermöglicht vielfältige Erfahrungen mit allen Sinnen u. ist daher sehr gut geeignet für ein Lernen am gemeinsamen Gegenstand, wobei unterschiedliche Lerntypen berücksichtigt werden können (vgl. Zitzlsperger 1995, 189). Ziele der UnterrichtseinheitFachziel: Die Schüler/innen sollen die Bestandteile eines Baumes (Stamm, Rinde, Äste, Wurzeln, Blätter/Laub) vordergründig über ihren Tast- und Geruchssinn erleben u. durch Fühlen unter Ausschluss des Sehsinns wieder erkennen können. Lern- und Entwicklungsbereich: Wahrnehmung Förderbereich: Taktile u. olfaktorische Wahrnehmung Förderziel: Erfahrung der Umwelt unter Nutzung des Tast- und Geruchssinns Begründung der Auswahl des FörderbereichsDie Verbesserung der Fähigkeiten in allen Wahrnehmungsbereichen wird als Ziel des Lernbereichs Wahrnehmung definiert (vgl. Richtlinien NRW 1980, 1.1.3; Richtlinien Bayern 1982). Die Schüler/innen treten durch Vorgänge der Wahrnehmung „in Bezug zu ihrer Umwelt, entdecken diese und erwerben Wissen über sie“ (Entwurf Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, 58). Um Einzelaspekte des Lebensraums „Wald“ (in diesem Fall das vertiefte Kennen lernen des Baumes) in ihrer Ganzheit erfassen zu können, ist es notwendig, deren Eigenschaften auf vielfältige Weise in Erfahrung zu bringen (vgl. ebd.; Richtlinien NRW 1980, 3.5). Das Förderziel der Erfahrung der Umwelt durch Nutzung des Tast- u. Geruchssinns, welche eher selten zur Erschließung der Umwelt genutzt werden, ist daher für alle Schüler/innen der F2 v. Bedeutung. Die Konzentration auf das taktile u. olfaktorische Erleben der „Baummaterialien“ dient dazu, den Schüler/innen das Verständnis ihrer Umwelt zu erleichtern. HypotheseDurch die Konzentration auf Tast- u. Geruchserlebnisse bei der Arbeit an Stationen entwickeln die Schüler/innen mehrdimensionale Vorstellungen im Sinne „innerer Bilder“ über die Bestandteile eines Baumes (Blätter/Laub, Äste, Rinde, Wurzeln), welche über rein visuelle Bilder hinausgehen. Fördermaßnahmen in der Unterrichtseinheit
![]() Ziele, Intentionen und Inhalte der Unterrichtsreihe
Differenzierende didaktisch-methodische und mediale ÜberlegungenZu Beginn der Unterrichtseinheit haben die Schüler/innen die Möglichkeit, durch die Zugangsweise einer „Fantasiereise“ einen gemeinsamen Einstieg ins Thema der Stunde zu finden, der durch das gedankliche Hineinversetzen in einen Baum gekennzeichnet ist (z. B. steht fest auf dem Boden, Äste und Blätter werden vom Wind geschüttelt). Da sich die Schülerschaft durch starke Heterogenität auszeichnet, werden hinsichtlich der Sozialform, in der Aufgabenstellung u. im Material sowie in Anforderungen an die Selbstständigkeit Differenzierungsmöglichkeiten geschaffen (Strassmeier 2000, 101). Durch die Sozialform der Stationen u. die Bildung v. 4 leistungsheterogenen Arbeitsgruppen (s. Verlaufsplanung), die jeweils an einer Station arbeiten, wird den Schüler/innen ein weitestgehend selbstständiges Arbeiten u. konkretes Handeln ermöglicht. Arian u. insbes. Olaf werden die verschiedenen Stationen aufgrund ihrer Behinderung (Autismus) mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unabhängig v. ihrer Arbeitsgruppe aufsuchen u. benötigen teilweise individuelle Hilfestellung; Arian wird vom ZDL unterstützt, Olaf bei Bedarf v. der LAA (bzw. v. Fr. Schneider, wenn Hatim nicht da ist). Die Reihenfolge der Bearbeitung u. der Wechsel der Stationen werden durch ein Gongzeichen durch die LAA strukturiert, um den Schüler/innen zu ermöglichen, an allen Stationen zu arbeiten. Alle Schüler/innen erhalten die Möglichkeit, die Struktur u. Eigenschaften der Bestandteile eines Baumes (Blätter, Laub, Äste, Rinde) taktil u. olfaktorisch durch konkrete Handlungen zu erleben (z. B. Ertasten versch. Äste, Fühlen der Beschaffenheit v. Laub u. Blättern, Riechen v. Laub als Aufgabe) und somit vertiefend kennen zu lernen. Die leistungsstärkeren Schüler/innen Patricia, Melanie, Daniel u. Kim zeichnen sich durch ein hohes Maß an Selbstständigkeit aus u. erhalten zudem die Aufgabe, ihren Teammitgliedern den jeweiligen Arbeitsauftrag einer Station zu erklären (z. B. Vorlesen v. Arbeitsaufträgen durch Patricia, Melanie, Arian; Erklären bildlicher Arbeitsanweisungen durch Sebastian u. Kim) u. die leistungsschwächeren Schüler/innen dabei zu unterstützen. Die leistungsschwächeren Schüler/innen Ipek, Stefanie, Zoran u. Olaf erhalten somit Hilfestellungen, sind jedoch in der Situation, sich zunehmend selbsttätig mit dem Lerngegenstand auseinanderzusetzen. Sie erhalten bei Bedarf Unterstützung durch die LAA. Sebastian, Adnan u. Dennis haben ein gutes Aufgabenverständnis u. sind ebenfalls in der Situation, sich weitestgehend selbstständig, jedoch auch im Austausch mit ihren Teammitgliedern auf das sinnliche Erleben einzulassen. Hatim wird von Fr. Schneider unterstützt. Hinsichtlich des Materials erhalten die Schüler/innen Laufzettel, auf denen sie ihre Handlungen durch Aufstempeln bildlicher Darstellungen (Hand, Nase) dokumentieren können. Zur Ergebnissicherung erhalten Patricia, Melanie, Kim, Arian, Daniel, Dennis, Sebastian u. Adnan entsprechend differenzierte Arbeitsblätter als Hausaufgabe (s. Anhang). SachstrukturanalyseIn der Unterrichtsreihe haben die Schüler/innen die Möglichkeit, den „Wald“ als Lebensraum für Pflanzen u. Tiere u. als persönlich bedeutsamen Teil ihrer nahen Umwelt kennen zu lernen. Dieser komplexe Lerngegenstand gliedert sich in verschiedene Einzelaspekte auf, die in einem längerfristigen Lernprozess durch erlebnishafte Erfahrungen mit allen Sinnen (vgl. Entwurf Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung Bayern, 187) u. entdeckendes Lernen v. den Schüler/innen erschlossen werden können (vgl. mind-map; Ziele, Intentionen u. Inhalte der Unterrichtsreihe). Durch vielsinnige Erlebnisse u. eine schrittweise Erschließung dieser Einzelaspekte wird der „emotionale Bezug der Kinder und Jugendlichen zur Natur gestärkt“ (Entwurf Richtlinien u. Lehrpläne Bayern, 183). Der Lerngegenstand der Unterrichtseinheit ist das sinnliche Erfahren der Bestandteile eines Baumes (Wurzel, Rinde, Blätter u. Äste) als ein Einzelaspekt des Lebensraums „Wald“, welches den Schüler/innen ermöglicht, mehrdimensionale Vorstellungen dieser Naturmaterialien zu entwickeln, die für die Erschließung der Umwelt hilfreich sind (Zitzlsperger 1995, 171). LiteraturGudjons, Herbert (2001): Handlungsorientiertes lehren u. lernen: Schüleraktivierung – Selbsttätigkeit – Projektarbeit. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Kaiser, Astrid (2003): Praxisbuch handelnder Sachunterricht. Band 1. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren. Kaiser, Astrid (2004): Einführung in die Didaktik des Sachunterrichts. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren. Strassmeier, Walter (2000): Didaktik für den Unterricht mit geistigbehinderten Schülern. München, Basel: Reinhardt. Zitzlsperger, Helga (1995): Ganzheitliches Lernen: Welterschließung über alle Sinne. Weinheim, Basel: Beltz. Richtlinienbezug:Die Schule in Nordrhein Westfalen – Eine Schriftenreihe des Kultusministeriums (1980): Richtlinien und Lehrpläne - Schule für Geistigbehinderte, Unveränderter Nachdruck 2000. Staatsinstitut für Schulpädagogik München (1982): Lehrplan und Materialien für den Unterricht in der Schule für geistig Behinderte mit Abdruck der Allgemeinen Richtlinien Entwurf Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (2003), München. Lernvoraussetzungen
Verlaufsplanung
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