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Literatur

Artikel im Themenheft "Familienklassen" der Zeitschrift Lernen Konkret

 
Herbert Hahn
Herbert Hahn - Schulleiter

Alles hat eine Geschichte

Unser Weg zu den Familienklassen

 
 
 
 
 
„Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht.
Dass es aber anders werden muss,
wenn es besser werden soll, das weiß ich“
(Georg Christoph Lichtenberg,  1742 - 1799)
 

Unsere Schule

An der Traugott-Weise-Schule werden zur Zeit  ca.148 Schülerinnen und Schüler in 13 Klassen unterrichtet, 56 davon sind schwerstbehindert. Insgesamt unterrichten zur Zeit 38 Lehrerinnen und Lehrer an unserer Schule, drei Lehramtsanwärterinnen befinden sich in der Ausbildung. Zusätzlich unterstützen uns drei Krankengymnastinnen (= 2 volle Stellen) in unserer Arbeit.
Die Stadt Essen als Schulträger stellt uns 8 Zivildienstplätze zur Verfügung, wobei es aufgrund der Veränderungen im Bereich des Wehrdienstes für uns in diesem Jahr erstmals sehr schwer ist, alle Stellen zu besetzen.
Zusätzliches, professionelles Pflegepersonal stellt uns der Schulträger bisher nicht zur Verfügung, was uns für die Zukunft mit Sorge erfüllt im Hinblick darauf, ob wir bei dem sich abzeichnenden Mangel an Zivildienstleistenden in Zukunft unsere pflegerischen Aufgaben noch im notwendigem Umfang erfüllen können.
Ein Problem, dass sicher viele unserer Schulen in Zukunft beschäftigen wird!
Unsere Schule, untergebracht in einem ehemaligen Krankenhaus, liegt mitten im Herzen von Essen-Borbeck: alle wichtigen öffentlichen Einrichtungen, Geschäfte und die öffentlichen Verkehrsmittel sind von uns aus fußläufig zu erreichen. So können wir häufig Lernorte auch außerhalb des Schulgebäudes aufsuchen und sind gut in den Stadtteil eingebunden.
Räumlich und sächlich sind wir gut ausgestattet: Aufgrund der ursprünglichen Konzeption unseres Schulgebäudes als Krankenhaus verfügen wir über eine gute Raumkapazität mit der Möglichkeit zur Einrichtung von Zusatzräumen, wie sie in einem „normierten“ Schulgebäude so ohne weiteres nicht möglich sind.
 
Alle Klassen, bis auf eine, sind mit großem, zusätzlichem Gruppenraum ausgestattet und, nach den Bedürfnissen der Klassen, unterschiedlich eingerichtet. Neben den üblichen Werk- und Fachräumen verfügen wir zusätzlich über einen Raum zur Förderung Schwerstbehinderter, einen Psychomotorikraum, einen Pränatalraum, einen Kraftraum, Pflegeräume für Schwerstbehinderte Schülerinnen und Schüler, einen Computerraum, einen Musikraum, einen Malraum, einen Trainingsraum, einen Inselraum, ein Schülercafe` , eine Schülerbücherei, einen Beratungsraum,  einen Besprechungsraum..., außerdem über eine große Turnhalle und ein Schwimmbad mit Hubboden.
 

Die Ausgangslage

Seit Jahren beobachteten wir einen Zuwachs von Schülerinnen und Schülern mit schweren Behinderungen in der Kombination Geistigbehindert und Körperbehindert (GB/KB) mit einem z.T. hohen Pflegeaufwand. Gleichzeitig verzeichneten wir eine deutliche Zunahme von Schülerinnen und Schülern mit massiven Störungen im psychisch-emotionalen Bereich, die im Bereich Geistigbehindert und Erziehungsschwierig (GB/E) einzuordnen sind. Diese Schülerinnen und Schüler zeigten und zeigen ein z.T. sehr hohes Störverhalten, oft gekoppelt mit einem ausgeprägten Aggressionspotential. Die Zahl der „unauffälligen“ Schülerinnen und Schüler ging hingegen kontinuierlich zurück.
Aus vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen anderer Schulen wissen wir, dass diese Entwicklung kein Phänomen nur an der Traugott-Weise-Schule ist, sondern im Grundsatz alle Schulen unserer Schulform betrifft.
 
Schwierig war es bei uns an der Traugott-Weise-Schule insbesondere in den Unterstufen- und in den Mittelstufenklassen: Hier trafen (und treffen) der natürliche Bewegungsdrang, die große Spontanität – oft verbunden mit einer erstaunlichen Lautstärke - und die beginnende oder schon in „voller Blüte“ stehende Pubertät der Schülerinnen und Schüler in diesen Jahrgängen mit den oben genannten massiven Behinderungen zusammen.
Wir hatten Klassen, die waren - man muss das so sagen - nicht mehr unterrichtbar: Die pädagogische Arbeit bestand zu weiten Teilen aus Kriseninterventionen, aus pflegerischen und lebenspraktischen Arbeiten und Hilfen sowie aus erzieherischen Maßnahmen. Resignation machte sich breit: „Wie können wir das noch bewältigen! So sehr wir uns auch bemühen, dass können wir auf Dauer nicht schaffen.“ Wir waren an den Grenzen unserer unterrichtlichen, erzieherischen und schulorganisatorischen Möglichkeiten angelangt. Insbesondere waren viele von uns jedoch auch an die Grenzen ihrer persönlichen Belastbarkeit angekommen.
Unsere Sicht war aufgrund dieser Situation in weiten Teilen verengt und problemorientiert. Eine lösungsorientierte Sichtweise war uns in dieser Zeit nicht bzw. nur eingeschränkt möglich.
Verschieden schulinterne Fortbildungen mit dem thematischen Schwerpunkt “Umgang mit Schülerinnen und Schülern, die uns an unsere Grenzen bringen“ ließen in uns nach und nach die Einsicht wachsen: Wenn wir die äußeren Bedingungen, nämlich das Anwachsen einer zunehmend schwierigeren Schülerklientel, schon nicht ändern konnten, dann mussten wir uns verändern!
Das bedeutete nicht mehr und nicht weniger: Wir mussten unsere Haltung zu dieser Entwicklung und unseren Umgang damit verändern.
 
Und so begannen wir uns zu fragen: 
 
  • Was muss anders werden?
  • Wie erreichen wir das?
  • Wann ist dieses „Andere“ aus unserer Sicht erfolgreich?
 

Was muss anders werden?

Wir brauchten neue inhaltliche und organisatorische Konzepte, um den Herausforderungen, die durch die sich verändernde Schülerschaft entstanden waren, in Zukunft besser begegnen zu können. Wir brauchten andere Organisationsformen im Hinblick auf die Schülerverteilung bei der Klassenbildung: Es musste uns gelingen, die ungleiche Belastung durch Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Aufwand an  Einzelzuwendung im Hinblick auf Unterricht und Erziehung, Pflege, Aufsicht und Betreuung in den einzelnen Klassen gleichmäßiger verteilen. Im normalen Stufensystem, wie wir es bisher an unserer Schule hatten, waren diesem Ansinnen aufgrund der Altersstruktur und der Schulbesuchsjahre der Schülerinnen und Schüler enge Grenzen gesetzt. Wir brauchten zusätzlich auch eine Möglichkeit zur punktuellen und temporären Entlastung der Klassen, wenn aktuelle Konfliktfälle in den Klassen durch eine Lehrerintervention im Klassenraum nicht gelöst werden könnten.
 

Wie erreichen wir das?

Uns wurde klar, dass wir, um die Belastungen in den Unter- und Mittelstufen entschärfen zu können, ein flexibleres System als das normale Stufensystem für die Klassenbildung brauchten, um den „Stau“ von Schülerinnen und Schülern mit einem besonders hohen Maß an Pflege, Betreuung und Aufmerksamkeit durch die Lehrkräfte in diesen Stufen auflösen zu können.
Ziel musste also das Finden bzw. „Erfinden“ eines Systems sein, das uns eine höhere Flexibilität bei der Klassenbildung ermöglichte, damit mehr Ruhe in die Klassen brachte  und  das uns gleichzeitig ermöglichte, auf dieser Basis unsere Unterrichts- und Erziehungsarbeit zu festigen bzw. weiter zu entwickeln. Gleichzeitig kamen wir zu der Einsicht, dass ein solches flexibleres System allein nicht ausreichen würde: Wir mussten darüber hinaus auch Möglichkeiten schaffen, einzelne Schülerinnen und Schüler mit einem hohen Störpotential im Bereich GB/E in akuten Konfliktsituationen  punktuell  aus der Klasse nehmen zu können um die Kontinuität der Unterrichts– und Erziehungsarbeit für den Rest der Klasse in Zukunft besser als bisher sicher zu stellen.
Wir alle mussten Wege für eine engere Zusammenarbeit und zur gegenseitigen Entlastung im Schulalltag finden. 
 

Wann ist „das Andere“ erfolgreich?

Als Qualitätsmerkmale stellten wir folgende Kriterien auf: Lösungsansätze wären erfolgreich,
 
  • wenn Schülerinnen und Schüler mit einem erhöhten Aufwand an Einzelzuwendung im Hinblick auf Unterrichten und Erziehen, Pflege, Aufsicht und Betreuung besser als bisher in die Klassen integriert werden können;
  • wenn Störungen und Belastungsfaktoren im Schulalltag für die Schülerinnen und Schüler und natürlich für Lehrerinnen und Lehrer reduziert werden können;
  • wenn deshalb Unterrichten und Lernen für alle: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, wieder besser als bisher möglich wäre;
  • wenn die Belastungen im Schulalltag gleichmäßiger als bisher auf alle Klassen verteilt werden können.
 

Welche Alternativen sahen wir?

Als mögliche Alternativen kristallisierten sich für uns sehr schnell das Familienklassenmodell, der Trainingsraum und der Inselraum heraus. Zudem wollten wir die kollegiale Fallberatung an unserer Schule intensivieren.
 
Das Familienklassenmodell war dem Schulleiter unserer Traugott-Weise-Schule durch die Schule am Nordpark, einer Schule für geistig Behinderte in Wuppertal, in Grundzügen bekannt: hier bestehen seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zwischen den Schulleitungen mit einem regen kollegialen Austausch. Außerdem hatte ein Lehrer der Traugott- Weise– Schule dort sein Referendariat abgeleistet und dieses Modell kennen gelernt. Bei unseren Recherchen wurde uns keine weiteren Schulen im Bereich der Schulen für Geistigbehinderte bekannt, die mit Familienklassen arbeiten.
Das Modell des Trainingsraumes („Bielefelder Modell“) hatten wir durch Internetrecherche und durch Kolleginnen und Kollegen an Essener Schulen für Lernbehinderte kennen gelernt, die zum Teil schon seit Jahren erfolgreich mit diesem Modell arbeiteten.
Über das Modell des Inselraumes hatten wir in der Zeitschrift für Heilpädagogik gelesen, wo dieses Modell von der Schulleiterin einer Schule für geistig Behinderte in Flensburg vorgestellt wurde.
 
Über diese beiden letztgenannten Alternativen sei hier nur so viel gesagt, als das wir beide Modelle, angepasst an die Erfordernisse und Rahmenbedingungen unserer Schule, zeitgleich mit der Einführung der Familienklassen an unserer Schule eingesetzt  haben: Familienklassen, Trainingsraum, Inselraum und die Zusammensetzung der Klassen nach pädagogischen, gruppendynamischen und nach Belastungsgesichtpunkten ergänzen sich einander an unserer Schule.
Die Veränderungen an unserer Schule müssen deshalb immer als Gesamtpaket verstanden werden. Dennoch kann aus Platzgründen und wegen des thematischen Schwerpunktes dieses Heftes auf diese beiden Modelle nicht weiter eingegangen werden.
 

Die Konkretisierung

In der Schule am Nordpark in Wuppertal informierten wir uns zunächst eingehend über die dortige Arbeit und die Erfahrungen in der Arbeit mit Familienklassen. Alle Kolleginnen und Kollegen, die sich für dieses Modell an unserer Schule für das Familienklassenmodell interessierten, erhielten die Möglichkeit zur Teilnahme. Vor Ort bekamen wir Gelegenheit, nach einer kurzen Einführung in das Konzept und die Organisation der Familienklassen, in den Klassen zu hospitieren, um danach in einem kollegialen Austausch unsere Eindrücke mit den Kolleginnen der Schule am Nordpark zu erörtern.
Hilfreich war für uns gewiss auch, dass die Kolleginnen nicht nur über die „guten Seiten“ ihrer Familienklassenarbeit berichteten, sondern auch über ihre Schwierigkeiten. Danke an dieser Stelle noch einmal an die Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen!
 
So gerüstet war für uns in der Nachbesprechung sehr schnell klar: Wir wollten unserem Kollegium vorschlagen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, welche die Chancen, Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Bildung von Familienklassen an unserer Schule prüfen sollte, um auf dieser Basis ein für unsere Schule passendes Konzept zu entwickeln. Ein entsprechender Antrag wurde, nach ausführlicher Berichterstattung über das in Wuppertal Gesehene und Gehörte, an die Lehrerkonferenz gestellt.
Nach ausführlicher inhaltlicher Diskussion wurde eine Arbeitsgruppe gebildet und beauftragt, ein entsprechendes Konzept für unsere Schule zu erarbeiten. In dieser Arbeitsgruppe waren Lehrerinnen und Lehrer aus allen Schulstufen, sowie die Konrektorin als Mitglied der Schulleitung vertreten. Es gab bei der Abstimmung zur Einrichtung der Arbeitsgruppe nur eine Enthaltung, keine Gegenstimmen.
Das Ergebnis wurde der Lehrerkonferenz nach einiger Zeit vorgestellt: Die Arbeitsgruppe war, nach ausführlicher Analyse der Bedingungen an der Traugott-Weise-Schule, zu der Auffassung gekommen, dass Familienklassen tatsächlich an unserer Schule geeignet sein könnten, um den Herausforderungen, welche durch die sich verändernde Schülerschaft entstanden waren, in Zukunft besser begegnen zu können: Die Bildung von Familienklassen könnte, so das Ergebnis der Arbeitsgruppe, unsere pädagogische und organisatorische Flexibilität erhöhen, indem sie die herkömmliche Stufenstruktur ergänzt: Wir wären nicht mehr so stark wie bisher darauf angewiesen, alle Schülerinnen und Schüler aufgrund ihres Alters und ihrer Schulbesuchsjahre bestimmten Stufen zuweisen zu müssen, auch wenn schon im Vorfeld abzusehen ist, das die Zusammensetzung der Klassen problematisch sein kann. Eine gezielt herbeigeführte Altersheterogenität würde wahrscheinlich ein soziales Lernen intensivieren. Eine gleichmäßigere Vermischung von Schülerinnen und Schülern mit einem erhöhten Aufwand an Einzelzuwendung im Hinblick auf Unterrichtung, Erziehung, Pflege, Aufsicht und Betreuung mit solchen, die einen „normalen“ Aufwand erfordern, wäre leichter möglich. Störungen und Belastungsfaktoren im Schulalltag für Lehrerinnen und Lehrer und natürlich für die Schülerinnen und Schüler, könnten auf diese Weise reduziert werden und somit einen ungestörteren Unterricht und eine gleichmäßigere Verteilung der Belastung einzelner Klassen bzw. Stufen auf alle Klassen und Stufen ermöglichen. Gleichzeitig würde die Einrichtung von Familienklassen, quasi als positiver „Nebeneffekt“, zu einer noch stärkeren klassen- bzw. stufenübergreifenden Zusammenarbeit im Kollegium führen, die durch die Bildung von Familienklassen gefordert wäre: Mehr noch als bisher müssten klassenübergreifende Kurse, Arbeitsgemeinschaften und Klassenpartnerschaften eingerichtet werden. Schließlich sollte ja nicht nur das soziale Lernen in den Familienklassen  intensiviert, sondern auch die inhaltlich- sachbezogene unterrichtliche Arbeit den unterschiedlichen Lernbedürfnissen und den unterschiedlichen Lernmöglichkeiten der altersgemischten und leistungsheterogenen Schülerinnen und Schüler entsprechend gesichert, neu- bzw. weiterentwickelt werden.
 
Familienklassen würden von uns, mehr noch als in den herkömmlichen Stufen, in besonderer Weise die Verzahnung von individuellen und gemeinsamen Lehr- bzw. Arbeitsplänen (der Lehrerinnen und Lehrer) und von Lernplänen (für die Schülerinnen und Schüler) erfordern. Uns wurde klar: diese würde uns alle vor neue, große Herausforderungen stellen.
Die aufgeführten Chancen, aber auch die sich daraus ergebenden neuen Herausforderungen an das gesamte Kollegium, wurden auf verschiedenen Konferenzen, in denen die eingesetzte Arbeitsgruppe den Stand des von ihr erarbeiteten Konzeptes vorstellte, sehr intensiv, zum Teil auch mit hoher emotionaler Beteiligung, diskutiert.
Daraus hervor ging zum Ende des Schuljahres 2001/ 02 ein Beschluss der Lehrerkonferenz, in dem sie die Schulleitung beauftragte, auf einer Schulpflegschaftssitzung  die Eltern über das erarbeitete Konzept der Arbeit mit Familienklassen zu informieren und dort zur Diskussion zu stellen. Gleichzeitig sprach sich die Lehrerkonferenz mit großer Mehrheit ( 6 Gegenstimmen, keine Enthaltungen) für die probeweise Einrichtung von Familienklassen für das Schuljahr 2002/03 aus und stellte einen entsprechenden Antrag an die Schulkonferenz. Im Rahmen einer Prozessevaluation sollte innerhalb dieses Zeitraums festgestellt werden, ob die Einrichtung von Familienklassen an unserer Schule im Sinne der oben genannten Qualitätskriterien erfolgreich war.
 
Defizite des Konzeptes und von uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbare Schwierigkeiten sollten aufgedeckt und analysiert, wenn möglich bearbeitet und in das bestehende Konzept eingearbeitet werden. Zum Ende des Schuljahres sollte diese Prozessevaluation dem Kollegium und den Eltern vorgestellt, gegebenenfalls das Konzept überarbeitet und erneut zur Beschlussfassung den zuständigen Gremien vorgelegt werden (siehe zum Konzept der Familienklassen und zur Evaluation die Artikel „Familienklassenkonzept“ und „Die Realisierung der Familienklassen“).
Zum Ende des Schuljahres 2002/ 03 wurde von den zuständigen Gremien, nach Auswertung und ausführlicher Diskussion der Evaluationsergebnisse, das endgültige Konzept zu den Familienklassen und, auf dieser Basis, deren dauerhafte Einrichtung an unserer Schule beschlossen. In der Lehrerkonferenz fiel der Beschluss zur Einführung von Familienklassen einstimmig bei drei Enthaltungen, ohne Gegenstimme. Die Schulkonferenz beschloss einstimmig, ohne Enthaltung.
 
So erhielt die Arbeit mit den Familienklassen an unserer Schule eine sehr breite Basis. Für eine solche einschneidende Veränderung unserer schulischen Arbeit, die letztendlich in ihren Auswirkungen alle Klassen und damit alle Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler und die Eltern betraf, war eine solche breite Basis von besonders großer Bedeutung!
Seit dem Schuljahr 2003/04 sind Familienklassen nun ein fester, normaler Bestandteil der pädagogischen und organisatorischen Arbeit an unserer Schule.
 
Von den zur Zeit 13 Klassen an unserer Schule werden 5 Klassen als Familienklassen geführt. Die anderen Klassen sind normale Stufenklassen geblieben, beteiligen sich aber ganz überwiegend an allen klassenübergreifenden unterrichtlichen und organisatorischen Maßnahmen und arbeiten auf diese Weise eng mit dem Familienklassen zusammen.
 

Wie sieht es heute aus?

Ja, wir haben es gewagt! Wir sind einen ungewöhnlichen, vielleicht auch unkonventionellen, jedenfalls nicht leichten, dafür aber sehr spannenden Weg hin zu den Familienklassen gegangen. Maßgeblich für diese Innovation war vor allem unser veränderter Blickwinkel: Nachdem es uns gelungen war, uns von der alleinigen Problemorientierung zu lösen,  wir so zu einer mehr lösungsorientierten Sichtweise kamen, war es uns endlich möglich, konkrete Alternativen zu unserer bisherigen Handlungsweise zu finden. Jetzt haben wir uns von unserer „Leidenshaltung, dass alles immer schwerer wird“, ein Stück weit gelöst und sind von Reakteuren zu Akteuren gewachsen: Allein das hat uns schon ein Stück weit „nach vorn“ gebracht.
Dieser Perspektivwechsel war nur möglich, weil es uns in weiten Teilen gelungen ist, unsere Haltung zu der veränderten Situation zu ändern: Bestehen wird, wer sich verändern kann. (Roman Herzog)
Wir haben uns damit von der weit verbreiteten pädagogischen Mär homogener Klassen verabschiedet (welche letztlich nur die Ausgliederung „schwieriger“ Schüler in den Schulen fördert, nicht aber deren Integration) und uns damit von der in unserem Schulsystem weit verbreiteten Einfalt gelöst, die Vielfalt, die wir bei unseren Schülerinnen und Schülern vorfinden, gleichmachen zu können. Es war (und ist) ein langer und mühsamer Weg. Nein, wir haben unsere Probleme jetzt nicht alle gelöst.
Vielmehr sind einige neue dazu gekommen. Allerdings wurden einige unserer alten Schwierigkeiten (s.o.) deutlich gemildert.
Deshalb halten wir „Familienklassen“ für einen möglichen und gangbaren Weg, um flexibler und handlungsorientierter mit der veränderten Schülerschaft an unserer Schule zu arbeiten.
 
Wie es nun tatsächlich gegangen ist und wie es heute konkret aussieht, davon mehr in den folgenden Beiträgen.

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Zuletzt aktualisiert von MME-Computertechnik am 07.04.2006, 11:25:34.