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Literatur

Artikel im Themenheft "Familienklassen" der Zeitschrift Lernen Konkret

 
Lilja Mickel
Lilja Mickel
 

 

Schüler mit auffälligem Verhalten in Familienklassen

 

Veränderung des Verhaltens durch Familienklassen

Auffälliges Verhalten ist bei den Schülerinnen und Schülern der Traugott - Weise - Schule immer häufiger und in immer stärkerem Ausmaß zu beobachten. Die Einrichtung altersgemischter Familienklassen ist eine Reaktion auf diese Problematik. Es soll erprobt werden, ob die Bedingungen in einer altersgemischten Klasse das Verhalten einzelner Schüler in positiver Weise beeinflussen.
Nach einer systemischen Sichtweise wird ein Schüler mit auffälligem Verhalten als Teil eines größeren Systems – der Schulklasse – betrachtet. In diesem System sind laut PALMOWSKI die Verhaltensweisen der einzelnen Mitglieder aufeinander bezogen und beeinflussen sich durch vielfache Wechselwirkungen gegenseitig. "Das Verhalten einer Person ist Ergebnis und Ausdruck situativer Bedingungen, Strukturen, Prozesse und Spielregeln" (PALMOWSKI 2000, 198). In einer Familienklasse sind dies andere als in einer Klasse mit weitgehend gleichaltrigen Schülern.
 
Wie sich das Verhalten der Schüler in einer altersgemischten Klasse entwickeln kann, zeigt das Beispiel der Familienklasse 3.
 

Die Familienklasse 3 zu Beginn des Schuljahres

Die Familienklasse 3 bestand zu Beginn des Schuljahres 2003/2004 aus 11 Schülern zwischen 8 und 18 Jahren. Sowohl die Klassenzusammensetzung als auch das Klassenteam, bestehend aus drei Lehrerinnen und einem Zivildienstleistenden, war zu diesem Zeitpunkt größtenteils neu zusammengesetzt worden.
 

Schüler mit auffälligem Verhalten

AMANI
Amani ist ein 8 Jahre altes lebhaftes Mädchen mit Down Syndrom. Sie ist die jüngste Schülerin der Familienklasse 3. In der von Amani in ihrem ersten Schuljahr besuchten Vorstufenklasse waren ihre gleichaltrigen Mitschüler durch ihr Verhalten gefährdet. Amani kratzte, haute und bespuckte insbesondere die schwächeren unter ihnen, meist ohne ersichtlichen Grund.
In der Familienklasse soll Amani in eine weniger dominierende Position versetzt werden, was nicht zuletzt dem Schutz ihrer Mitschüler dient. Wichtigstes Ziel für Amani ist es, Regeln im sozialen Miteinander und im Umgang mit Lern- und Arbeitsmaterialien zu lernen und zu beachten.
 
DANIEL
Daniel ist 10 Jahre alt und in diesem Schuljahr neu in der Familienklasse 3. Er ist lebhaft und interessiert, jedoch auch oft laut und aggressiv. Auffällig sind seine starken Wahrnehmungsstörungen. In der vorher von ihm besuchten Unterstufenklasse hatte Daniel häufig Wutausbrüche und teilweise handgreifliche Konflikte mit Mitschülern und Lehrern. Daniel stellt seine Bedürfnisse immer in den Mittelpunkt des Klassenlebens. Die in der Familienklasse verringerte Konkurrenz zu gleichaltrigen Mitschülern und die damit verbundene Abnahme möglicher Konfliktsituationen wird als positiv für Daniel erachtet.
Die wichtigsten Ziele für ihn sind ein freundlicher und angemessener Kontakt zu seinen Mitschülern und Lehrerinnen sowie die Toleranz anderer in Spiel- und Lernsituationen
 
KEVIN und JENNY
Kevin ist 15 Jahre alt und Jenny 14. Beide wechselten mit 11 Jahren von der Schule für Lernbehinderte an die Traugott-Weise-Schule. Insbesondere in ihrer früheren Schule aber auch in der von ihnen zunächst besuchten Mittelstufenklasse fielen beide durch störendes und aggressiv- provozierendes Verhalten sowie Verweigerungshaltung im Unterricht auf. Es kam zu teilweise handgreiflichen Konflikten mit Mitschülern und zu Wutausbrüchen.
Wie auch bei Daniel erhoffen wir uns eine Abnahme der Konflikte durch die Reduzierung der Konkurrenz zu Gleichaltrigen in der Familienklasse. Kevin und Jenny sollen die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit den anderen älteren Schülern der Klasse Verantwortung für jüngere und schwerer behinderte Schüler mit zu übernehmen und ihnen Unterstützung in Lernsituationen sowie im Schulalltag zu gewähren. Die Erfahrung, zu den erfahrenen und leistungsstarken Schülern der Klasse zu gehören, soll ihr Selbstbewusstsein stärken.
 

Die Dynamik in der Gruppe

Das Soziogramm gibt Auskunft über Alter und charakteristische Merkmale der einzelnen Schüler in der Familienklasse. Es zeigt ihre Stellung in der Gruppe und verdeutlicht die wichtigsten Beziehungen unter ihnen zu Beginn des Schuljahres. Auch wenn diese sich teilweise bereits in positiver Weise zu entwickeln begannen, überwogen zu diesem Zeitpunkt doch die zahlreichen Konfliktherde, die die Atmosphäre in der Klasse in starkem Maße beeinträchtigten.
 
Daniel (10), der ohnehin Probleme mit Veränderungen hat, hatte große Schwierigkeiten, sich an die neue Klasse zu gewöhnen und reagierte mit vermehrten Konflikten, Wutausbrüchen und  provozierendem Verhalten. Dadurch forderte er einen Großteil der Aufmerksamkeit der Lehrerinnen und wurde von den meisten Mitschülern abgelehnt. In Amani (8) fand er schnell eine Spielpartnerin. Ihre Spiele gipfelten jedoch nicht selten in wildem Toben und auch in Unterrichtssituationen stachelten sich beide gegenseitig zu störendem Verhalten an.
Amani musste wie Daniel ständig beaufsichtigt werden, da sie weglief, nicht auf verbale Anweisungen reagierte und Regeln und Verbote selbst im Beisein von Lehrpersonen ignorierte. In der Familienklasse hatte sie jedoch kaum noch Angriffsfläche für ihre Übergriffe und wurde in ihrem Verhalten insbesondere von ihren älteren Mitschülerinnen Ute (18), Christina (16) und Jenny (14) mit kontrolliert und beaufsichtigt. Jenny übernahm teilweise eine fürsorgliche Rolle gegenüber Amani, spielte mit ihr oder frisierte ihr die Haare.
 
Mit Ute und Christina verband Jenny eine Freundschaft, die allerdings nicht selten in Streit umschlug. Jennys größter Konkurrent in der Klasse war allerdings Kevin (15). Beiden gelang es immer wieder, sich gegenseitig so zu provozieren, dass es zu lauten verbalen und  handgreiflichen Auseinandersetzungen bis hin zur Zerstörung von Gegenständen in der Klasse kam.
 
Kevin stand in der Gruppe stark im Mittelpunkt. Als einziger Junge im Pubertätsalter hatte er keinen gleichaltrigen Ansprechpartner, sondern fungierte vielmehr als Vorbild für Sezayi (10), Andre (10), Daniel (10) und Bilal (12), dies meist jedoch in negativer Weise. Kevin verhielt sich gegenüber Bilal zwar sehr fürsorglich und verantwortungsbewusst und fand in Sezayi einen Ansprech- und Spielpartner in Bezug auf ihr gemeinsames Hobby Fußball. Auffällig war jedoch, dass sein unerwünschtes und störendes Verhalten –  rumpöbeln, Schimpfwörter gebrauchen, kloppen, Verweigerungshaltung – zunahm, nicht zuletzt weil die anderen Jungen, die ihn teilweise anhimmelten, sein Verhalten nachahmten.
 
Durch all diese Faktoren entstand eine sehr brisante und konfliktreiche Dynamik in der Familienklasse 3.
 
Für uns Lehrerinnen musste es zunächst darum gehen, das Zusammenleben in der Klasse zu strukturieren, die Konflikte einzudämmen und positive Beziehungen aufzubauen, um allen Schülern der Klasse – auch den hier bisher ganz unerwähnt gebliebenen – gerecht werden und eine inhaltliche Unterrichtsarbeit beginnen zu können.
 

Maßnahmen

Klassenregeln und Verstärkersysteme
Ein klares Regelsystem sollte das Miteinander im Schulalltag strukturieren. Zunächst wurden die Regeln "Nicht kloppen!" und "Keine Ausdrücke!" eingeführt, nach einigen Monaten kamen nacheinander "Nicht abhauen!" und "Nicht ärgern!" dazu. Die knappe Formulierung der Regeln entspricht den kognitiven Möglichkeiten der Schüler sowie ihrem Bedürfnis nach klaren Grenzsetzungen. Bei der Erarbeitung und der Reflexion der Regeln wird mit den Schülern immer wieder das entsprechende erwünschte Verhalten thematisiert und erprobt. Es werden beispielsweise Möglichkeiten zur Vermeidung oder friedlichen Beilegung eines Konfliktes erarbeitet, Wiedergutmachung eingefordert oder positives Verhalten gespiegelt und gelobt.
 
In Verbindung mit dem Regelsystem wurde ein Verstärkerplan für einen Großteil der Gesamtgruppe eingeführt, der jeweils eine Woche umfasst. Gelingt es allen Schülern, sich während der gesamten Woche an die Klassenregeln zu halten, bleibt der Plan leer. Es folgt dann ein positiver Verstärker unterschiedlicher Art. Im Laufe des Schuljahres verdiente sich die F3 auf diese Weise Ausflüge ins Kino und auf die Schlittschuhbahn sowie in einen nahegelegen Park, einen Besuch in der Eisdiele und gemeinsame Brötchenfrühstücke in der Klasse.
 
Bei einem Verstoß gegen die Klassenregeln erhält der betreffende Schüler einen roten Klebepunkt in einem Feld. Bei einem sehr gravierenden oder wiederholten Regelverstoß muss der Schüler in den Trainigsraum bzw. erfährt eine andere negative Sanktion, z.B. Fahrradverbot für einen Teil der Pause, Nichtteilnahme an einer geplanten beliebten Aktion etc.
 
Es zeigte sich sehr schnell, dass Daniel eine engere Strukturierung seines Tagesablaufs benötigte, innerhalb der er sein Verhalten reflektieren kann. Nur so war es möglich, auch bei ihm positives Verhalten zu verstärken. Er erhielt also Pläne mit dem Stundenplan für jeden Tag in Form von Bildsymbolen, auf denen er sich nach jedem Unterrichtsblock sowie nach den Essenszeiten und der Gestalteten Freizeit einen Smilie malen kann, wenn er sich an die Klassenregeln gehalten hat oder einen roten Klebepunkt erhält, falls er gegen sie verstoßen hat. Diese Verstärkerpläne werden von Daniel bis heute sehr gut angenommen und in enger Zusammenarbeit mit seiner Mutter eingesetzt, mit der die Lehrerinnen der Klasse täglich über ein Mitteilungsheft kommunizieren.
 
Nicht nur Daniel ist aus dem Verstärkerplan für die Gesamtklasse ausgenommen, auch Amani ist noch nicht in der Lage dieses System zu verstehen. Die Klassenregeln müssen ihr immer wieder unmittelbar erfahrbar gemacht werden. Bei einem entsprechenden Fehlverhalten muss eine direkte Sanktion angedroht werden bzw. tatsächlich erfolgen.
 
Insgesamt zeigt sich aber, dass die Klassenregeln grundsätzlich für die Schüler unterschiedlichen  Alters sinnvoll sind und dem Zusammenleben in der Klasse eine klare und transparente Struktur verleihen. So wird es auch für die Schüler untereinander einfacher, sich an die Einhaltung von Regeln zu erinnern.
 

Stärkung der Klassengemeinschaft

Die Stärkung der Klassengemeinschaft war ein vorrangiges Ziel für die Familienklasse 3 in diesem Schuljahr. Durch eine Kennenlernfahrt zu Beginn des Schuljahres sowie zahlreiche Ausflüge sollten Schüler und Lehrerinnen Gelegenheit erhalten, sich außerhalb des regulären Schulalltags besser kennenzulernen und Beziehungen zueinander aufzubauen.
 
Es entwickelten sich Freundschaften zwischen Schülern gleichen aber auch unterschiedlichen Alters. Der 10 jährige Sezayi spielte auf der Kennenlernfahrt stundenlang mit dem 15 jährigen Kevin Fußball, Jenny (14) bastelte währenddessen ebenso gerne Tischlaternen wie Amani (8) und der sonst sehr in sich zurückgezogene Daniel (18) konnte auf verschiedenen Ausflügen bei sehr heiteren Schneeballschlachten und Versteckspielen mit dem 12 jährigen, jedoch jünger wirkenden, Bilal beobachtet werden.
 
Größtenteils waren dies sehr entspannte, positive Erlebnisse, durch die sich alle näher kamen. Alle Unternehmungen wurden durch Fotos festgehalten, die in der Klasse immer wieder gerne angeschaut werden.
 

Veränderung der Klassenzusammensetzung

Auch wenn sich in den ersten Monaten des Schuljahres positive Beziehungen in der Familienklasse 3 entwickelten, nahmen die bereits beschriebenen Konflikte immer weiter zu. Eine Veränderung der Klassenzusammensetzung schien schließlich die einzige Lösung, um die Dynamik in der Klasse grundlegend zu verändern. Die Problematik wurde am Ende des ersten Schulhalbjahres in der Familienklassenkonferenz mit den Teams aller fünf Familienklassen diskutiert.
 
Es lag nahe, Kevin (15) in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. Zum einen fühlte er sich zunehmend unwohl in der Klasse, da er dort keinen gleichaltrigen Ansprechpartner hatte – als Freund aber auch als gleichstarken Gegner in Konfliktsituationen. Zum anderen hatte sein zunehmend auffälliges Verhalten negative Auswirkungen auf die Entwicklung jüngerer Schüler wie Sezayi (10) und dominierte in starkem Maße die Unterrichtsgestaltung in der Klasse, die teilweise auf Grund von Konflikten nur eingeschränkt möglich war.
 
Eine andere Familienklasse mit weitgehend älteren Schülern erklärte sich schließlich bereit Kevin aufzunehmen. In der neuen Klasse erhält er auf Grund der Altersstruktur mehr Unterrichtsangebote, die ihn ansprechen und findet geeignete Ansprechpartner. Für Kevin selbst war der Klassenwechsel eine neue Chance, die er gut annehmen konnte.
 

Gestaltung von Schulalltag und Unterricht

Nach der Veränderung der Klassenzusammensetzung wurde immer deutlicher, dass das gemeinsame Unterrichten älterer und jüngerer Schüler positive Auswirkungen auf deren Verhalten haben kann.
Die Rollenbesetzung für ein gemeinsam entwickeltes Theaterstück zum Thema 'Dschungelstars' war beispielsweise sehr unproblematisch. Jenny (14) konnte ein Playback von Yvonne Catterfield vortragen während Daniel (10) in der Rolle des Daniel Küblböck glänzte und Andre (10) mit Ute (18) die Rolle des Moderatoren übernahmen.
 
In der Theaterarbeit zeigte sich, was auch im täglichen Unterricht immer wieder deutlich wird: Durch die Reduzierung der Konkurrenz zu gleichaltrigen Mitschülern entsteht Raum zur Entfaltung der individuellen Interessen, Eigenarten und Begabungen der Schüler. Die Schüler bereichern sich hierbei gegenseitig und das Selbstwertgefühl jedes einzelnen wird positiv beeinflusst. Gleichzeitig kommt es durch die Wahrnehmung, Akzeptanz und Wertschätzung der anderen zu einer Stärkung des Gruppenzusammenhalts.
 
Die entwicklungsbedingten Unterschiede der Schüler führen allerdings auch zu Konflikten. So haben beispielsweise Jenny (14), Christina (16) und Ute (18) nicht immer Lust zum Mitsingen von Spielliedern und Daniel (10), Sezayi (10) und Andre (10) noch wenig Verständnis für Liebeskummer. Immer wieder kommt es zu Unmut, Provokationen und Streit. Wird jedoch insgesamt Raum für alle unterschiedlichen Bedürfnisse zur Verfügung gestellt, so kann eine Abgrenzung gegenüber den Bedürfnissen anderer auch die Entwicklung der eigenen Identität unterstützen.                              
 

Die Familienklasse 3 nach einem Schuljahr

In der Familienklasse 3 haben sich inzwischen gute Beziehungen zwischen Schülern gleichen und unterschiedlichen Alters und eine gute Klassengemeinschaft entwickelt. Auch wenn es immer noch sehr häufig zu Konflikten kommt, ist insgesamt eine positive Atmosphäre entstanden.
 
AMANI ist in die Klasse integriert und fühlt sich wohl. Sie beginnt durch permanente Kontrolle von Lehrerinnen und Mitschülern, Regeln im Zusammenleben und im Umgang mit Arbeitsmaterialien zu beachten und zeigt in der Familienklasse kaum Übergriffe gegenüber Mitschülern. Während Hofpausen fällt sie jedoch häufig in ihr altes Verhalten zurück, kratzt, haut oder bedrängt ihr unterlegene Schüler.
 
DANIEL hat die Familienklasse 3 inzwischen voll als seine Klasse akzeptiert. An vielen Tagen gelingt es ihm, eine Zeit lang friedlich mit einem der wenigen gleichaltrigen Mitschüler zu spielen. Zwar versucht sich Daniel immer noch auf eine laute und teilweise aggressive Weise in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen, seine älteren Mitschüler lassen sich davon jedoch größtenteils nicht so leicht provozieren. Ein klar strukturierter Verstärkerplan hilft Daniel durch den Schultag und bietet ihm zusammen mit den Lehrerinnen eine Möglichkeit, sein Verhalten zu regulieren.
 
JENNY ist durch die geringere Konkurrenz zu Gleichaltrigen weniger Provokationen und Verunsicherungen ausgesetzt und schafft es dadurch häufig auch selbst ruhiger und umsichtiger mit ihren Mitschülern umzugehen. Ihre Wutausbrüche sind selten geworden. Kurzzeitig übernimmt sie zuverlässig Verantwortung für jüngere Schüler, begleitet sie beispielsweise auf Wegen im Schulgebäude. Bei der Verwirklichung eigener Interessen wie dem Nähen und Malen aber auch bei der Unterstützung jüngerer Schüler kann Jenny Erfolge erleben.
 

Erwünschte und unerwünschte Verhaltensänderungen in Familienklassen

Nach einem Schuljahr in der Familienklasse 3 lässt sich erkennen, dass die altergemischte Zusammensetzung sowohl erwünschte als auch unerwünschte Auswirkungen auf das Verhalten der Schüler in Familienklassen haben kann.
  • Weniger Konkurrenz zu Gleichaltrigen in Familienklassen vermindert Konflikte.
  • In Familienklassen entwickeln ältere Schüler durch die Mitübernahme von Verantwortung Selbstbewusstsein und Zugehörigkeitsgefühl.
  • Die Kompetenzen älterer Schüler dürfen in Familienklassen nicht für ständige einseitige Hilfeleistungen im erzieherischen Bereich missbraucht werden.
  • In Familienklassen lassen sich die Schüler in ihrer Unterschiedlichkeit Raum für ihre jeweiligen Bedürfnisse und bereichern sich gegenseitig.
  • Zu wenig altersangemessene Angebote und fehlende Ansprechpartner in Familienklassen können zu auffälligem Verhalten einzelner Schüler führen.
  • Ein Regelsystem kann für die unterschiedlichen Altersgruppen in Familienklassen gelten.
  • Jüngere Schüler können von älteren Regeln im Zusammenleben und im Umgang mit Arbeitsmaterialien lernen.
  • Lernen am Vorbild kann in Familienklassen auch den Effekt haben, dass unerwünschtes Verhalten gelernt wird.
  • Schüler, die unter Gleichaltrigen ständig dominieren, erleben in Familienklassen eine andere Situation.
  • Unter den Bedingungen der Familienklasse nicht mehr gezeigtes auffälliges Verhalten ist nicht unbedingt tatsächlich verändertes Verhalten.

Literatur

Familienklassenkonzept. Bericht der Arbeitsgruppe (unveröffentlicht). Essen 2004
 
Palmowski, Winfried: Anders handeln. Lehrerverhalten in Konfliktsituationen. Dortmund 1996

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Zuletzt aktualisiert von MME-Computertechnik am 07.04.2006, 20:58:15.